Parodontitis und Erkrankung der Nasennebenhöhlen

Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass Affektionen der Kieferhöhlen bei Parodontitis-Patienten häufiger beobachtet werden als bei parodontal gesunden Personen. Im Zusammenhang mit einer Parodontitis können vermehrte zystische Veränderungen, basale Schleimhautverdickungen oder Asymmetrien der Kieferhöhlen auftreten. Häufig handelt es sich dabei lediglich um asymptomatische Zufallsbefunde, die Aufklärungsbedarf implizieren. Panoramaschichtaufnahmen von Parodontitis-Patienten sollten gründlich auf Zufallsbefunde im Bereich der Kieferhöhlen durchmustert werden. Gegebenenfalls sind präzise digitale Volumentomogramme zur weiteren Abklärung erforderlich.

Den möglichen Auswirkungen einer Parodontitis auf die Nasennebenhöhlen wurde bisher nur vergleichsweise wenig Beachtung geschenkt. Dies ist aus mehreren Gründen überraschend:

  • die anatomische Lagebeziehung zwischen Oberkieferseitenzahnbereich und Kieferhöhle ist sehr eng. Damit liegt die Möglichkeit einer lokalen Ausbreitung der Entzündungsreaktion nahe.
  • Zwischen Wurzelspitzen der Oberkieferseitenzähne und den Sinus maxillaris befindet sich nur wenig, bisweilen gar kein Knochen. Der Abstand vom Sinus maxillaris zur Eckzahnwurzel beträgt in 91 % der Fälle 5-10 mm. Zur Wurzel des 1. Prämolaren 3-6 mm und im Molarenbereich nur noch 0,2-1 mm. Den engsten Kontakt hat der 2. Molar, der häufig direkt Kontakt zum Sinus hat.
  • In der älteren Literatur finden sich eine ganze Reihe von Kasuistiken und Studien zu diesem Thema.
  • Die obligatorische Röntgenuntersuchung im Rahmen der ganzheitlich zahnmedizinischen Parodontitisbehandlung kann korrekte Hinweise auf derartige Erkrankungen geben.
  • Die Sinusschleimhaut in direkter Nachbarschaft zu parodontal erkrankten Zähnen ist häufig geschwollen und weist histopathologische Veränderungen auf:
  • Infiltrate von Entzündungszellen
  • Proliferation und Vermehrung der seromukösen Drüsen mit Bildung interstitiellen Pseudozysten. Fibrosierungen und hyperplastische Veränderungen des Schleimhautepithel.

Bei Parodontitis-Patienten werden Affektionen der Kieferhöhlen häufiger beobachtet als bei parodontal gesunden Personen. Die in der Literatur genannten Odds-ratios liegen im Bereich, der für Fernwirkung der Parodontitis (koronale Herzerkrankungen, rheumatoide Arthritis) gefunden wird.

Insgesamt besteht zum Themenkomplex Parodontitis und Affektion der Nasennebenhöhlen noch Forschungsbedarf. Dies betrifft besonders die mögliche Rolle des Rauchens in diesem Zusammenhang und komplexe implantologische Behandlungen im Oberkiefer, die von der Ganzheitlichen ZahnMedizin kritisch bewertet werden.

Dr. med. dent. Wolfgang H. Koch
 

Ganzheitliche ZahnMedizin, Cranio- faziale- Orthopädie, Umwelt-ZahnMedizin und Parodontologie, Dr. Koch & Partner, Herne www.praxis-dr-koch.de, Jameda Profil