Kranker Zahnhalteapparat führt zu Wechselwirkungen mit dem Organismus

Entzündungen im Mund sorgen bei Diabetikern für zusätzliche Risiken

Aktuelle Studien belegen eine Wechselwirkung zwischen Parodontitis und Diabetes, die Risiko und Verlauf der Krankheiten beeinflusst. Dabei sind die Erkrankungen im Mundraum durch Hygiene und regelmäßige Besuche beim Zahnarzt leicht zu vermeiden, betonen die Experten der UniversitätsZahnMedizin (UZM) am Universitätsklinikum Carl-Gustav-Carus Dresden.

Wer eine Gingivitis und eine Parodontitis von einem Zahnarzt behandeln lässt, schützt sich nicht allein vor möglichen Schmerzen und Zahnverlust: Wissenschaftliche Studien belegen, dass sich eine verbesserte Mundgesundheit auch positiv auf den Verlauf von Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt. „Anders als früher praktiziert, ist das – als Herdsanierung bezeichnete – Ziehen gesunder Zähne dazu nicht notwendig. Vielmehr spielt die zahnärztliche Vor- und Nachsorge eine wichtige Rolle bei der körperlichen Gesundheit von Gingivitis- und Parodontitis-Patienten. Auf diese Weise sind Zahnärzte zu wichtigen Partnern von Allgemeinmedizinern und Internisten geworden.“

In Deutschland gibt es 20 Millionen Patienten mit behandlungsbedürftigen Parodontalerkrankungen; davon 8 Millionen schwere Fälle. Über die gesetzliche Krankenversicherung aber werden nur 954.100 Parodontalbehandlungen abgerechnet. Gleichzeitig ist bekannt, dass Parodontitis und Diabetes mellitus in einer Wechselbeziehung stehen. Doch in der täglichen Praxis schlägt sich dies kaum nieder. Dort werden die Krankheitsbilder isoliert betrachtet.

Gut belegte Studien

Der Direktor des Diabetes-Instituts an der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. med. Dr. hc. Diethelm Tschöpe, legt dar, dass Diabetes die Entstehung, Progression und den Schweregrad von Parodontitis begünstigt: 3-fach höheres Risiko und 15-fach häufiger Zahnverlust im Vergleich zu Stoffwechselgesunden. Umgekehrt wird die metabolische Kontrolle bei Diabetikern durch Parodontitis erschwert. Das erklärt, warum sich bei Diabetikern, die unter entzündlichem Zahnfleisch leiden, die Stoffwechsellage verschlechtert.

Für die bidirektionale Beziehung zwischen entzündlichen Erkrankungen des Parodonts und gestörtem Glukosestoffwechsel werden gleiche inflammatorische Prozesse verantwortlich gemacht. Studien belegen, dass Parodontitis die glykämische Situation verschlechtert und dass sich eine unzureichende Blutzuckereinstellung negativ auf parodontale Erkrankungen auswirkt. Durch Prävention und rechtzeitige Therapie können Entzündungsprozesse, Insulinresistenz und daraus resultierende Probleme aufgehalten werden. Deshalb ist eine Zusammenarbeit zwischen Zahn- und Stoffwechselmedizinern unabdingbar.

So wirken sich Parodontalbehandlungen positiv auf den Blutzuckerspiegel aus. „Selbst eine mäßige Verbesserung des Blutzuckerspiegels durch eine Parodontalbehandlung kann eine bevölkerungsweite Auswirkung auf den Diabetes und seine Folgeerkrankungen haben“, erläutert Tschöpe.

Quelle: Dr. Wolfgang H. Koch

Dr. med. dent. Wolfgang H. Koch
 

Ganzheitliche ZahnMedizin, Cranio- faziale- Orthopädie, Umwelt-ZahnMedizin und Parodontologie, Dr. Koch & Partner, Herne www.praxis-dr-koch.de, Jameda Profil