Folgeerkrankungen von Parodontose
Die wissenschaftliche Forschung der letzten Jahre hat sich nicht nur mit der Entstehung der Parodontitis beschäftigt. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die sich mit dem Einfluss der Erkrankung auf den gesamten Organismus beschäftigen. Danach darf die Parodontitis nicht mehr länger als eine isolierte Erkrankung des Zahnfleisches betrachtet werden, sondern immer als Hinweis auf eine generelle Erkrankung des Patienten. Zusammenfassen lässt sich das in der Aussage: „Nicht die Mundhöhle allein erkrankt, sondern der ganze Mensch“.
Welche Wechselwirkungen zwischen der Mundgesundheit und der allgemeinen Gesundheit des gesamten Körpers bestehen, ist heute Gegenstand zahlreicher medizinischer Forschungsprojekte. Dabei geht es zunehmend um die Frage, inwieweit Zahnbetterkrankungen (Parodontitis) einen eigenständigen Risikofaktor für andere Erkrankungen darstellen. Auslöser vieler Allgemeinerkrankungen sind Entzündungsherde im Körper, die auch durch Bakterien aus der Mundhöhle beeinflusst werden.
Welchen Einfluss haben die Parodontitis-Bakterien z. B. auf den Körper?
Die eine Folge kennen wir alle; das ist der Zahnverlust. Und früher hat man gesagt, nun gut dann verliere ich meine Zähne und der Zahnarzt wird schon eine vernünftige Lösung haben. Eine Brücke oder eine Prothese oder sonst irgendwas.
Heute sehen wir das viel ernsthafter, viel kritischer. Warum?
Wir wissen, dass diese Parodontitis-Bakterien sog. Botenstoffe freisetzen – sog. Mediatoren, die im Gesamtorganismus kreisen und Folgeerkrankungen hervorrufen können. Wissenschaftlich nachgewiesen ist z.B., dass diese Bakterien sich gerne an die Innenwände der Herzkranzgefäße setzen. Und wissenschaftlich ist auch nachgewiesen, dass Patienten, die eine Parodontitis haben, etwa um den Faktor 4- 5 häufiger einen Herzinfarkt bekommen.
Männer, die älter als 60 Jahre sind und die eine Parodontitis haben, bekommen häufiger einen Hirnschlag. Desweiteren weiß man, dass die Parodontitis-Bakterien also die Entzündungsbotenstoffe die sog. rheumatische Arthritis hervorrufen können, also eine Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.
Die Bakterien wirken weiterhin z.B. auch auf die Bauchspeicheldrüse. Jemand, der an Diabetes erkrankt ist, wird Schwierigkeiten haben, seinen Blutzuckerspiegel einzustellen, wenn er eine Parodontitis hat.
Und ganz aktuelle Untersuchungen zeigen, dass z.B. auch Hirnerkrankungen – wie Morbus Alzheimer – durch Parodontitis-Bakterien verstärkt werden können. Es gibt also ein ganzes Sammelsurium von Folgeerkrankungen. Und dem entsprechend sind besonders die Internisten sehr aktiv geworden und weisen immer uns Zahnärzte darauf hin, etwas gegen die Parodontitis unserer Patienten zu unternehmen.
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