Rheuma und Parodontitis haben einiges gemeinsam
Forschungen haben gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Patienten mit rheumatoider Arthritis unter bakteriellen Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) leiden.
„Patienten mit Morbus Bechterew, die unter einer Entzündung der Sehnenansätze, besonders an Becken und Wirbelsäule leiden, haben sogar ein 6,8-fach erhöhtes Risiko für eine Parodontitis. Aber auch bei Rheuma im Kindes- und Jugendalter besteht eine erhöhte Gefahr, eine Parodontitis zu entwickeln. Wie wir aus aktuellen Forschungsarbeiten einer interdisziplinären Forschergruppe an der Berliner Charité wissen, liegt das darin begründet, dass beide Krankheitsbilder entzündlich bedingt sind und sich möglicherweise gegenseitig verstärken können“, so der Bundesverband Deutscher Rheumatologen.
Die Folge beider Erkrankungen ist letztlich ein schleichender Abbau von körpereigenem Gewebe wie Knorpel und Knochen – es kommt zu einer Zerstörung der Gelenke im Fall einer RA – rheumatoiden Arthritis – bzw. des Zahnhalte-Apparates im Fall einer Parodontitis. „Daran beteiligt sind in beiden Entzündungsprozessen ähnliche entzündungsfördernde Substanzen“, berichtet Prof. Dr. med. Gerd Rüdiger Burmester, Leiter der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte. „Aktuell wird einer der vielen Keime in der Mundflora intensiv erforscht, da sich in einigen Untersuchungen gezeigt hat, dass dieses Bakterium möglicherweise bei diesem Entzündungsprozess eine führende Rolle spielt und einige Substanzen, die auch bei der RA nachgewiesen wurden, selbst bilden kann“.
Die bakteriellen Erreger einer Parodontitis können die Aktivität einer rheumatischen Erkrankung verstärken. „Aktuelle Studiendaten aus Rumänien zeigen, dass bei RA-Patienten mit Parodontitis eine etwas höhere Krankheitsaktivität als bei RA-Patienten ohne Parodontitis zu beobachten ist“, betont Burmester. Möglicherweise können die Parodontitis-Bakterien bei RA-Patienten auch in den Gelenken direkt zu den Gewebeschädigungen beitragen.
Wie US-Forscher aktuell berichten, kann eine Parodontitis sogar bei gesunden Nichtrauchern das Risiko für eine Erkrankung an RA (rheumatoider Arthritis) bereits um das 2,6-fache erhöhen.
Umso wichtiger ist es, Patienten, die bereits an einer rheumatischen Erkrankung leiden, zum Zahnarzt zu überweisen.
Quelle: www.rheumatologen-im-netz.de